Die Groppenfasnacht 2024 ist bereits wieder Geschichte. Vielen Dank an alle Mitwirkenden
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Die Groppenfasnacht 2024 ist bereits wieder Geschichte. Vielen Dank an alle Mitwirkenden
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Das Groppenkomitee besteht aus rund 50 «Groppen» beiderlei Geschlechts. Sie bemühen sich tatkräftig, die grosse Tradition der Ermatinger Groppenfasnacht auch in unserer heutigen, oft recht schnelllebigen Zeit zu bewahren – und auch mit modernem Leben zu erfüllen. Geführt von 9 Vorstandsmitgliedern, wovon sich jeder jeweils für ein Ressort verantwortlich zeichnet, stellen die Groppen ihre beträchtliche fasnächtliche Schaffenskraft für wichtige Aufgaben zur Verfügung: als «Groppenbauer» der sehr aufwändigen Umzugswagen, als «Verkaufs- und Baugroppen», als «Wirtschaftsgroppen» für die Verpflegung an den Saalanlässen, als «Unterhaltungsgroppen» mit grossem Showtalent am Dorffasnachtsabend oder als «Dichtergroppen» für Artikel der «GroppenZeitung», der 1993 nach längerem Dornröschenschlaf wieder ins Leben gerufenen Fasnachtszeitung des Komitees, die bereits zur letzten Jahrhundertwende im Dorf für viel Gesprächsstoff gesorgt haben soll.
Der Legende nach entstand die Groppenfasnacht zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Das ärmliche Fischerdorf gehörte damals zum Bistum Konstanz und soll während der turbulenten Ereignisse am dortigen Konzil von 1414 bis 1418 mehrfach von geistlichen Würdenträgern besucht worden sein. Wer den Ermatingern aber die Fasnacht (der Ausdruck stammt vom altdeutschen Faseln, was soviel heisst wie: närrische Reden führen) bescherte, ist unklar...
Einzelne Chronisten zitieren Martin V., der das Konzil schliesslich als Papst verliess und auf der Fahrt nach Schaffhausen in Ermatingen im März 1418 eine Messe las. Deutsche Quellen berichten, dass es Bischof Hugo von Landenberg war, der den Ermatingern auf alle Zeit mitten in der Fastenzeit einen Freudentag gewährte, weil er sich während eines gewaltigen Sturmes mit seinem Boot in die sichere Ermatinger Bucht retten konnte. Am verbreitetsten – und deshalb für die Festlegung des Gründungsdatums ausschlaggebend – ist jedoch die dritte Version. Diese besagte, dass die Groppenfasnacht auf Johannes XXIII zurückgeht. Dieser kam 1414 als amtierender Papst nach Konstanz, verlor hier jedoch schnell an Einfluss. Als im März 1415 eine Klageschrift gegen ihn vorbereitet wurde, soll er aus Konstanz geflohen sein. Als Botenreiter verkleidet, habe er schliesslich bei Pfarrer Loffar in Ermatingen übernachtet. Dieser habe ihm zum Abendessen Groppen vorgesetzt. 1902 resümierte die Frankfurter Zeitung in einem Bericht über die Groppenfasnacht: «In beiden Fällen der Papstbesuche stimmen die Daten auffällig mit dem traditionellen Datum der Groppenfasnacht überein, so dass sich mit gutem Willen doch ein Zusammenhang zwischen Legende und Geschichte konstruieren lässt».
Die wahrscheinliche Variante
Mit grosser Wahrscheinlichkeit entstammt die Groppenfasnacht einem altgermanischen Frühlingsfest der hier heimischen Fischer. Da der flache Untersee zu jener Zeit fast jeden Winter zufror und dadurch das Fischen eingestellt werden musste, nahmen die Fischer alljährlich den Fang der ersten Groppen zum Anlass, ein Frühlingsfest zu feiern, in dessen Mittelpunkt – ähnlich wie beim "Sechseläuten" in Zürich – die Vertreibung des Winters stand. Mit der päpstlichen Entstehungslegende gelang es den Ermatingern am ursprünglich heidnischen Frühlingskult auch in «christlicher Zeit» festzuhalten. Über Jahrhunderte hinweg wurde das Groppenfest nur im «Staad», dem Dorfteil der Fischer am See gefeiert, während die Leute im Oberdorf die Bauernfasnacht begingen. Schliesslich legten die beiden Dorfteile ihre Fasnacht zusammen. Seither feiern die Ermatinger am Lätare-Sonntag, drei Wochen vor Ostern, zu Ehren des Groppes «die letzte Fasnacht der Welt».
Die ersten Umzüge im 19. Jahrhundert
Die ersten detaillierten Aufzeichnungen über Groppenumzüge stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts. Selbst zu jener Zeit war der Umzug noch eng mit seinem Namensgeber verknüpft. «Die Groppen sind eine Art kleiner gefrässiger Raubfische, die sich mit Vorliebe im moosigen Grund des seichten Untersees bei Ermatingen aufhalten und nur hier zur Frühlingszeit gefangen werden. Das grosse Schleppnetz der Ermatinger liefert oft auf einen Zug eine Beute von 20 000 Stück dieser schmackhaften Seebewohner, die lebend bis zu ihrem Ehrentag aufgespart werden, um dann, mit Salz bestreut und in Pfannen gebraten, als seltene Delikatesse verspeist zu werden», schrieb Franz Wichmann im Jahr 1897. Es ist bekannt, dass 1894 und 1896 Umzüge stattfanden, die schon viel Ähnlichkeit mit dem heutigen Schauspiel hatten. Ein detailreicher Stich aus dem Jahre 1896 zeigt den Umzug bei der Dorfkirche, wie er vom Gropp zusammen mit König Menelik von Abessinien mit seinen schwarzen Scharen in prächtigen Reitergestalten angeführt wird. Es ist allerdings nicht mehr bekannt, wer zu jener Zeit die Umzüge organisierte.
Die Gründung des Groppenkomitees
Als Folge des sehr erfolgreichen Umzugs im Jahr 1904 wurde ein sogenanntes „Comitee“ gegründet, um die Organisation des Umzugs in Zukunft noch einheitlicher zu gestalten und das Interesse an der Tradition aufrecht zu erhalten. Leider sind die Protokolle aus den Gründerjahren des neuen Vereins nicht erhalten geblieben, so dass über das genaue Datum der Vereinsgründung nichts Näheres bekannt ist. Aus dem Protokoll einer Groppenversammlung zur Organisation eines grossen Umzugs vom 28. Februar 1908 geht jedoch eindeutig hervor, dass ein bereits früher gewählter Groppenvorstand mit Präsident Heinrich Debrunner an der Spitze im Amt bestätigt wurde und dass das Komitee aus 17 Mitgliedern – ausschliesslich Männern – bestand.
Wechselvolle Geschichte
Das neu gegründete Groppenkomitee zeichnete verantwortlich für die grossen Umzüge der Jahre 1904, 1906, 1908 und 1912. Wohl wegen des 1. Weltkriegs und seiner Folgen sind dann jedoch zwischen 1913 und 1921 keine Komiteeaktivitäten auszumachen. In den Jahren 1922, 1924, 1927, 1930 und 1934 wurden in der Zwischenkriegszeit wiederum sehr erfolgreiche Umzüge organisiert. Im Jahr 1923 zeichnete sich das Groppenkomitee zudem für eine grosse Fisch- und Fischereigewerbeausstellung bei der Stedi verantwortlich, die am Auffahrtswochenende stattfand.
Ihren Tiefpunkt erreichte die Geschichte des Komitees jedoch gerade wegen des offenbar beträchtlichen finanziellen Erfolgs der grossen Umzüge. Wegen Streitigkeiten um die Verteilung des recht ansehnlichen Vereinsvermögens und einer im Dorf offenbar äusserst umstrittenen Nizza-Reise der Groppen löste sich das Komitee am 25. Mai 1934 auf und hinterlegte die Aktiven bei der Ortsgemeinde. Am 18. Januar 1938 wagte ein erneuertes Komitee einen Neuanfang und organisierte am 3. April 1938 den einzigen grossen Umzug, bevor wegen des 2. Weltkriegs zwischen März 1939 und 1946 wieder sämtliche fasnächtlichen Aktivitäten zum Erliegen kamen.
Am 2. November 1946 übergab der alte „Vorkriegsvorstand“ die Geschäftsführung einem neu gewählten Vorstand, der zusammen mit einem aus 33 Personen bestehenden Komitee im März 1947 den ersten Nachkriegsumzug mit 26 Nummern über die Ermatinger Strassen rollen liess. Seither organisiert das Groppenkomitee alle 3 Jahre grosse Umzüge, wobei der grosse Jubiläumsumzug „550 Jahre Groppenfasnacht“ aus dem Jahre 1965 besondere Erwähnung verdient. Im Jahr 1974 beschloss das Groppenkomitee wegen der Erdölkrise auf den Umzug zu verzichten, während der Anlass im Jahre 1991 wegen des ersten Golfkriegs um ein Jahr verschoben wurde. Seit den Fünfzigerjahren präsentiert in den Zwischenjahren bei den Kinderumzügen der Ermatinger Narrensamen unter dem Patronat des Groppenkomitees sein fasnächtlich bauliches Können. Seit 1983 werden zudem in der Mehrzweckhalle in Komiteeregie Maskenbälle sowie seit 1986 der Dorffasnachtsabend durchgeführt, bei dem die Groppmatinger Prominenz auf die Schippe genommen wird.
Der Gropp gehört zur Familie der Knochenfische und ist auf der nördlichen Halbkugel in rund 300 verschiedenen Arten bekannt – die meisten davon sind typische Meeresbewohner. Die verbreitetste Süsswasserart, die Groppe (auch Koppe, Dolm, Cottus gobio) wird bis etwa 15 cm lang. Es sind oberseits grau bis bräunliche Fische mit dunkler Marmorierung. Nachdem der Gropp (oder eben die Groppe) im Bodensee jahrzehntelang als Folge der Gewässerverschmutzung als ausgestorben galt, ist der kleine Raubfisch heute wieder vereinzelt im See zu finden. Seine frühere Population wird er aber kaum jemals wieder erreichen. Das Gleiche gilt für seine kulinarische Bedeutung. Der kleine Fisch, dessen Fleisch von Knochen und Gräten durchsetzt ist, entspricht nicht mehr den Ansprüchen der heutigen Fischliebhaber.
Das war vor 100 Jahren noch ganz anders. So schrieb Autor Franz Wichmann über die Groppenfasnacht im Jahre 1896: «Das grosse Schleppnetz der Ermatinger liefert oft auf einen Zug ein Beute von 20'000 Stück dieser schmackhaften Seebewohner, die lebend bis zu ihrem Ehrentag aufgespart werden, um dann, mit Salz bestreut und in Pfannen gebraten, als seltene Delikatesse verspeist zu werden. Dass dies Fischervolk an den Groppenfang seine Frühlingsfeier knüpfte, ist durchaus natürlich. Da der wenig tiefe Untersee fast jeden Winter zufriert und dadurch den Fischfang auf das geringste Mass beschränkt, begrüssen die Fischer mit dem Fang der Groppen heute den Wiedereinzug des Lenzes, der ihre eigentliche Erwerbsquelle aufs Neue erschliesst.»
Leistungspaket Sponsoren Groppenfasnacht 2024 |
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Wolfsberg | Staub Heizungen AG | Garage Kern AG |
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Getränke Schäfli AG | Untersee Gartenbau |
Groppenkomitee Ermatingen
Rico Thurnheer
Hofackerstrasse 15
CH-8272 Ermatingen